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Karies: Keine „Neuzeit-Erkrankung“

An sich ging man in den letzten Jahrzehnten davon aus, Karies sei eine Erkrankung der Neuzeit: Erst als Zucker nicht mehr wie Gold gehandelt wurde, sondern für alle Bevölkerungskreise zur Verfügung stand, habe sich die Karies verbreitet. Dabei ist Karies kein direkter „Zuckerschaden“, sondern eine Folge des Stoffwechsels im Mund und hat eher mit Säure zu tun als mit „süß“: Einige der Bakterien, die im Biotop Mundhöhle leben und dort als Gemeinschaft für ausgeglichene Gesundheit sorgen (sollen), ernähren sich von Zucker und vergleichbaren stärkehaltigen (kohlenhydratreichen) Nahrungsmitteln. Als Folge scheiden sie Säuren aus, die die Zahnoberfläche anätzen. So bilden sich erste Schäden an der Zahnoberfläche. Zähne sind zwar das härteste Material im Körper – aber sie sind nicht säurefest.

Dass solche Zahnschäden auch schon vor der „Zuckerzeit“ der Menschheit auftraten, dafür gibt es mittlerweile viele Beispiele. Das prominenteste ist derzeit „Ötzi“, der Gletschermann. Zugleich bestätigt er die aktuelle biologische Forschung zur Entstehung und Verbreitung von Karies: Ötzi lebte (vor rund 5000 Jahren) in einer Zeit, in der man mehr und mehr stärkereiche Lebensmittel zu sich nahm. In der Jungsteinzeit entwickelte sich der Ackerbau, in der Folge gab es Brot und Getreidekost. Das kohlenhydratreiche Getreide ist ein Lieferant von Stärke, die – genau wie Zucker – von den Mundbakterien in Säure umgewandelt wird, welche wiederum den Zahnschmelz angreift. Aktuelle Studienergebnisse der Universität Zürich lassen vermuten, dass diese Form der Ernährung auch bei Ötzi bereits für die zerstörten Zähne verantwortlich war.

Der Tipp für Sie: Um Karies zu vermeiden, sollten Sie nach zucker- und stärkehaltiger Ernährung die entstandenen Beläge von den Zähnen entfernen. Sind die Beläge frisch und weich, ist das einfach mit einer Zahnbürste möglich. Ob Ötzi bereits Vorstufen von Zahnbürsten kannte, ist noch nicht bekannt. Und wenn, hat er sie offenbar zu selten genutzt.

 

Quelle: www.zahnarzt-nachrichten.de/themen/news/article/karies-keine-neuzeit-erkrankung.html